In jedem Hafen ein Boot

In jedem Hafen ein Boot

30. Januar 2018 3 Von Ole Heydekamp

An vielen Gewässern ist ein Boot die Vorraussetzung um an die fängigen Stellen zu kommen. Ich habe mich von lokalen Bootsverleihern unabhängig gemacht und beangle Gewässer mit einem Schlauchboot und Außenborder. Warum ich mich hierfür entschieden habe und welche Kriterien mich zu der Auswahl gebracht haben erkläre ich in diesem Artikel.

Am Anfang stand der Frust

Es war Mitte Oktober vor zwei Jahren und ich stand vor dem Bootsverleih an meinem Hausgewässer. „Geschlossen“ stand an dem Tor – und dieses Jahr würden sie auch nicht mehr öffnen, die Saison war vorbei. Den ganzen Sommer über hatte ich vom Boot aus gute Hechte gefangen. Erst letzte Woche war mir mein neuer PB ans Band gegangen. Und jetzt sollte das alles vorbei sein? Das konnte doch nicht deren Ernst sein – die Hechtsaison fing doch gerade erst so richtig an.
Das war der Moment als ich das erste Mal ernsthaft über die Anschaffung eines eigenen Bootes nachdachte. Die Tatsache, das ich vermutlich im Laufe des Jahres genug Geld für ein eigenes Boot bei dem Verleih gelassen hatte, spielte bei meinen Überlegungen auch eine Rolle. Lieber Geld in das eigene Boot stecken als immer wieder bei einem Verleiher die Kassen zu füllen.

Was brauche ich für ein Boot?

Mir war recht schnell klar, dass ich nicht immer nur an demselben See mit meinem Boot angeln möchte. Natürlich ist es Klasse wenn man ein Gewässer richtig gut kennt – aber ehrlich gesagt wird mir das auch schnell langweilig. Und ich liebe die Herausforderung an neuen Gewässern die richtigen Spots und Methoden zu finden. So entschied ich, dass ich etwas brauche was halbwegs mobil ist. Leider verfüge ich als Großstadtbewohner über keinen Garten oder eine Garage in der ich ein Boot auf einem Trailer hätte abstellen können. Von daher blieben eigentlich nur die Optionen einen Liegeplatz zu mieten und bei Bedarf zu trailern oder eine Variante zu finden die ich in meiner Wohnung / Keller unterbringen konnte.

Damit kamen eigentlich nur ein Belly, Schlauchkajak oder aber ein Schlauchboot in Frage. Diese erfüllten als einzige meine Anforderungen an platzsparende Lagerung, Transport mit meinem Auto und damit einhergehende Mobilität.

Warum ein Schlauchboot? Und welches soll es sein?

Das Belly Boat habe ich relativ schnell von der Liste genommen. Irgendwie war ich mir nicht sicher ob ich damit tatsächlich im Spätherbst und Winter noch auf das Wasser gehen würde. Ein weiteres äußerst wichtiges Kriterium war für mich auch mal mit einem zweitem Angler angeln zu können. Ich brauchte also etwas auf dem man zumindest zu zweit Platz findet. Meine Liste möglicher Optionen war nun also auf ein Schlauchboot oder ein aufblasbares Kajak reduziert. Mit letzterem habe ich mich tatsächlich relativ lange beschäftigt und mir verschiedene angesehen – sowohl von Gumotex als auch die De Luxe Varianten von Grabner.

Schlauchboot snoek apparelMein Schlauchboot – motorisierbar und auch beladen noch mit Platz für zwei Angler

Letztendlich fiel meine Entscheidung aus mehreren Gründen gegen das Kajak. Warum? Motorisierbarkeit – gerade auf größeren Gewässern wollte ich nicht nur auf die Muskelkraft angewiesen sein und schnell zu den verschiedenen Spots kommen. Angeln im Stehen – das ist in einem Kajak sicher nicht so einfach wie in einem breiteren Schlauchboot. Auch hatte ich Bedenken hinsichtlich des zur Verfügung stehenden Platzes (wenn ich mir mein Schlauchboot heute ansehe wenn mein Tackle an Bord ist, so war dies durchaus berechtigt).

Also doch ein Schlauchboot

Ich begann also mich mit der Auswahl eines Schlauchbootes auseinander zu setzen. Hierbei bin ich an die Grenze dessen gegangen was aus meiner Sicht gerade noch alleine transportierbar ist – aber den größtmöglichen Platz bietet. Meine Wahl fiel auf das Zeepter Big Catch in 3,00 m Länge. Der Vorteil des Big Catch ist die durch seine Bauweise höhere Innenbreite und Innenlänge – die dazu führt das es 30% mehr Innenraum bei gleicher Länge hat. Damit lässt es sich zu zweit sehr gut fischen ohne das man sich ins Gehege kommt.

Um Gewicht und Platz zu sparen habe ich mich für einen Hochdruck Luftboden entschieden und es nie bereut. Dieser bietet mir die nötige Festigkeit um im Stehen zu Angeln, ist aber viel einfacher in Transport und Aufbau. Intelligente Features wie die Ankerrolle, der V-Luftkiel oder die verschiebbaren Sitze runden das ganze ab.

Die Vorteile meines Setups

Mitte Oktober, genau ein Jahr später… derselbe See. Hat der Bootsverleih eigentlich noch offen? Ich habe keine Ahnung und es interessiert mich auch nicht, denn ich und ein Kumpel sind mit meinem Zeepter auf dem Wasser. Wir haben gerade den zweiten Spot angefahren. Ich bin guter Laune da sich am ersten Spot ein 74er Hecht meinen Savage Gear Real Eel direkt vor meiner Rutenspitze reingeknallt hat. Ich werfe entlang der Kante an der wir ankern und auf einmal knallt es in der Rute. Mit einer ersten Flucht nimmt der Fisch sicher 20m Schnur von der Rolle und ich weiß sofort das ist ein besserer Hecht. Als wir ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen sind wir beide sicher – der hat den Meter. Nach mehreren weiteren Fluchten können wir ihn keschern und tatsächlich ist er genau einen Meter lang. Mein neuer PB und mein erklärtes Ziel für das Jahr – ich wolle endlich den Meter knacken. Überglücklich und ziemlich aufgewühlt bringe ich erstmal meinen Blutdruck wieder runter.

Das gibt´s doch nicht !

Als ich 10 Minuten später wieder an dieselbe Stelle werfe, das unglaubliche: Es schlägt wieder ein und ich sage sofort „Ich glaube der ist noch Größer!“ Ungläubig schaut mich mein Kumpel an, aber nach einigen brachialen Fluchten und filmreifen Sprüngen können wir auch diesen Fisch keschern und messen: 1,05m. Wahnsinn!

Hecht von OleFür solch schöne Hechte ist man an vielen Gewässern auf ein Boot angewiesen

Diese beiden Fänge wären mir ohne mein Boot nicht gelungen. Genauso wenig wie einige andere. Ich komme sehr einfach an die Gewässer meiner Wahl und ich kann angeln wenn andere ihre Boote bereits im Trockenen haben. So war ich noch im Dezember und Januar als so ziemlich einziger auf dem Wasser. Ich schaue auf eine Karte mit Gewässern und eigentlich brauche ich nur einen Parkplatz in relativer Nähe zum Wasser um mein Boot startklar zu bekommen. Ich komme an Stränden, Liegewiesen, Slipstellen oder befestigten Ufern ins Wasser und bin komplett unabhängig.

Die Nachteile gibt es auch

Ich will nicht verschweigen, dass mein Setup auch Nachteile hat. Da ist zum einen das relativ hohe Gewicht von Boot und Motor – viel weiter als 100m kann man es nur schwer tragen. Alleine der Transport und Aufbau ist mit einiger Arbeit verbunden. Ich schleppe vor jedem Angeltrip ein 40kg Boot, einen 17kg Motor, Benzinkanister, Zubehör wie Anker etc. und mein ganzes Fishing Tackle in das Auto und dann ans Wasser. Dann pumpe ich das Boot auf und montiere den Motor und belade es. Und am Ende mache ich das ganze rückwärts – unter Umständen in der Dämmerung und bei Regen. Wem Bequemlichkeit sehr wichtig ist kann ich das nicht empfehlen – ich rede mir ein, dass ich damit mein Workout direkt mit erledige. Angeln wird somit tatsächlich zum Sport und nach einem Tag an dem ich dann noch 8 Stunden Big Baits rausfeuere schlafe ich meist wie ein Stein.

Fazit

Trotz dieser Nachteile möchte ich mein Boot nicht mehr missen. Ich persönlich liebe aber einfach das Gefühl auf die Karte tippen zu können und zu sagen: Hier lasse ich am Wochenende mein Boot zu Wasser und stelle den Hechten nach. Natürlich schaue ich manchmal neidisch auf die geräumigeren und besser motorisierten Boote auf denen andere Angler unterwegs sind oder ich entdecke einen Waldsee ohne Parkplatz in nächster Nähe und wünsche mir ich hätte ein Belly Boat zur Hand. Aber für mich funktioniert die Lösung Schlauchboot in den meisten Fällen perfekt und bietet mir den idealen Kompromiss auf Mobilität und Platz.

Ole mit HundMobilität, Freiheit und Bequemlichkeit – all das bietet ein Schlauchboot

Falls euch die Anschaffung eines Bootes interessiert, anbei die Kriterien die für mich eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. Vielleicht hilft euch die Tabelle ja dabei das Richtige für euch zu finden. Vielleicht schreibt hier ja demnächst jemand ein flammendes Plädoyer für das SOT Kajak oder das Belly Boat.

In meinem nächsten Artikel werde ich mich mit der Wahl des richtigen Motors beschäftigen – auch hier gibt es verschiedene Dinge zu berücksichtigen und jede Wahl hat Vor- und Nachteile.

Kriterien Schlauchboot Angelkajak Bellyboat Angelboot Schlauchkajak
Personen 2-4 1-2 1 2-4 1-2
Angeln im Stehen Ja Nein Nein Ja Jein
E-Motor Ja Möglich Möglich Ja Nein
B-Motor Ja Nein Nein Ja Nein
Im Auto transportierbar Ja Dach Ja Nein Ja
In Keller/Wohnung lagerbar Ja Möglich Ja Nein Ja
Mobilität Ja Ja Ja Eingeschränkt Ja
Aufwand Hoch Klein Mittel Klein Mittel
Kosten Mittel Mittel Niedrig Hoch Niedrig
Unterhaltskosten Mittel Niedrig Niedrig Hoch Niedrig
Robustheit Mittel Hoch Niedrig Hoch Niedrig bis mittel
Platz für Tackle und Ruten Hoch Niedrig Niedrig Hoch Mittel

 

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